Die Blue-Community-Initiative
Wasser ist Grundlage unseres Lebens und ein Gut, das allen Menschen gehört. Es kann durch nichts ersetzt werden. Deshalb haben die Vereinten Nationen im Jahr 2010 den Zugang zu sauberem Wasser und später zu sanitärer Grundversorgung zu Menschenrechten erklärt.
Kurz darauf, im Jahr 2011, wurde von der kanadischen Organisation „Council of Canadians“ die Initiative BLUE COMMUNITY ins Leben gerufen. Städte, Gemeinden und andere Körperschaften oder Organisationen können der Initiative beitreten, indem sie sich zu den Prinzipien der Bewegung bekennen. Hierzu gehört u.a. die Selbstverpflichtung, Wasser als Menschenrecht anzuerkennen, dieses als öffentliches Gut zu schützen und sich weltweit für den freien Zugang zu Trinkwasser einzusetzen.
Die 4 Blue Community-Prinzipien
1. Anerkennung des Zugangs zu sauberem Trinkwasser und Sanitärversorgung als Menschenrecht
Blue Communities erkennen den Zugang zu sauberem Trinkwasser und Sanitärversorgung als Menschenrecht an. Sie tragen zur Umsetzung dieser Rechte bei und unterstützen entsprechende Maßnahmen.
2. Wasserdienstleistungen bleiben in öffentlicher Hand
Blue Communities bekennen sich zur kommunalen Wasserversorgung und Abwasserentsorgung. Sie setzen sich dafür ein, dass diese kommunalen Aufgaben in öffentlicher Hand bleiben.
3. Leitungswasser anstelle von Flaschenwasser
Blue Communities fördern das Trinken von Leitungswasser. Sie setzen sich dafür ein, dass in städtischen Einrichtungen, bei Empfängen und öffentlichen Veranstaltungen bevorzugt Leitungswasser ausgeschenkt und getrunken wird oder zumindest als Alternative zu Flaschenwasser angeboten wird.
4. Pflege von Partnerschaften mit internationalen Partnern
Blue Communities setzen sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten auch auf internationaler Ebene für das Recht auf Zugang zu sauberem Wasser und Sanitärversorgung ein. Sie initiieren und pflegen langfristige Partnerschaften sowie Wissens- und Erfahrungsaustausch mit Städten, Gemeinden oder Institutionen im Ausland, insbesondere mit Ländern, in denen diese Rechte noch nicht ausreichend gesichert sind.
Blue Communities weltweit und in Deutschland
Die Stadt Burnaby in Britisch-Kolumbien, Kanada, wurde im Jahr 2011 die erste Blue Community. 2013 wurden die Stadt und die Universität Bern sowie die Kirchengemeinde Johannes in Bern die ersten Blue Communities außerhalb Kanadas.
Seitdem ist die Gemeinschaft auf mittlerweile über 100 Blue Communities gewachsen. Diese sind verteilt auf die Kontinente Nordamerika, Südamerika, Europa und Afrika. Besonders stark vertreten sind die Länder Kanada, Schweiz und Deutschland. Neben großen Städten und Metropolen wie Vancouver, Los Angeles, Paris, Brüssel oder Berlin haben sich auch viele kleinere Städte und Gemeinden sowie kirchliche Gemeinden, Institutionen, Universitäten und sogar Schulen der Blue-Community-Bewegung angeschlossen.
Auch in Deutschland haben zahlreiche Stadtparlamente den Beitritt zur Blue-Community-Bewegung beschlossen und sich damit zu den Prinzipien der Bewegung verpflichtet. Zurzeit gibt es 11 deutsche „Blaue Kommunen“ sowie eine Blue-Community-Universität und eine Blue-Community-Schule. Hierzu gehören:
Städte und Gemeinden | Schulen und Hochschulen |
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München (2017) | Philipps-Universität, Marburg (2021) |
Berlin (2018) | Wolfgang-Ernst-Gymnasium, Büdingen (2022) |
Marburg (2018) | |
Augsburg (2019) | |
Kempten (2019) | |
Biedenkopf (2021) | |
Hamburg (2022) | |
Freiburg (2022) | |
Neustrelitz (2022) | |
Büdingen (2022) |
|
Schotten (2023) |
Blue Community in Büdingen
Am 21. Januar 2022 hat die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Büdingen beschlossen, dass Büdingen der internationalen Initiative beitritt und selbst eine Blue Community wird. Damit hat sie sich zu den Prinzipien der Bewegung bekannt und verpflichtet, diese nach Kräften zu fördern. In feierlichem Rahmen wurde der Stadt am 23. Mai 2022 die Beitrittsurkunde überreicht. Seit diesem Tag trägt Büdingen die Bezeichnung Blue Community.
Nahezu gleichzeitig mit der Stadt hat auch die Gesamtkonferenz des Wolfgang-Ernst-Gymnasiums Büdingen den Beitritt der Schule zur Blue Community beschlossen und darf sich seit 2022 Blue-Community-School nennen. Als erste Schule weltweit!
Beitritt zur Blue Community
Für den Beitritt zur Blue Community bedarf es keinem aufwendigen Zertifizierungsverfahren. Der Beitritt erfolgt durch Selbstverpflichtung zu den Prinzipien der Bewegung. Bei Städten und Gemeinden wird hierzu in der Regel ein entsprechender Beschluss im Stadtparlament bzw. Gemeinderat gefasst. In Deutschland und in der Schweiz wird der Beschluss anschließend bei der jeweiligen Koordinierungsstelle der Länder eingereicht, die dann mit dem Council of Canadians für die Erstellung der Beitrittsurkunde sorgt. Diese kann anschließend in feierlichem Rahmen durch Verantwortliche der Blue Community dem Antragsteller überreicht werden.
Wie eine Blue Community den Prinzipien der Bewegung letztendlich Rechnung trägt und sie gestaltet, bleibt ihr selbst überlassen. Wichtig ist jedoch, dass der Gedanke und die Prinzipien von Blue Community angemessen gefördert werden. Bei vielen Blue Communities arbeiten verschiedene Akteure z. B. aus Stadtverwaltung, Politik, Zivilgesellschaft und Wasserversorgern eng zusammen. Teilweise haben sich vor oder nach dem Betritt zur Blue Community Arbeitskreise, Vereine und Gruppierungen gebildet, die für eine Ausgestaltung der lokalen Blue Community sorgen und sich vor Ort für den Schutz des Wassers engagieren.
Die Schwerpunkte der Umsetzung können sehr individuell sein. Beispiele sind die Errichtung öffentlicher Trinkbrunnen, die Durchführung von Informationsveranstaltungen und Ausstellungen, Bildungsangebote für Schulen und Kindergärten bis hin zu internationalen Überstützungsprojekten.